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Litchakiv-Friedhof

Beitrag von Michael Ilg – Foto von Luisa Hagen

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? Universit?t Augsburg

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Der Litchakiv-Friedhof geh?rt zu einem der ?ltesten Friedh?fen Lembergs. Er entstand vermutlich in der zweiten H?lfte des 15. Jahrhunderts als ?Traueracker“ für die zahlreichen Seuchentoten der Stadt. Erstmals erw?hnt wurde der Friedhof 1567 als Begr?bnisst?tte der Lemberger Pestopfer. Die Neuanlage als offizieller st?dtischer Friedhof wurde 1786, als Lemberg an die Habsburger gefallen war, vom st?dtischen G?rtnermeister Karl Bauer vorgenommen, der das hügelige Areal nach dem Ideal eines Waldfriedhofs gestaltete. Dabei fügte Bauer der organisch geformten inneren Wegführung eine strenge ?u?ere Geometrie ein. Aufgrund dessen entstand eine au?ergew?hnliche Symbiose aus nekropoler Architektur und einer sich szenisch ver?ndernden Landschaft. Karl Bauers Werk wurde in der zweiten H?lfte des 19. Jahrhunderts von Tytus Tchórszewski vollendet. Mehr als 3.000 Skulpturen Lemberger Bildhauer zieren den Friedhof. Der 42 Hektar gro?e Friedhof wurde in 85 Sektoren gegliedert. Auf ihnen finden sich heute 300.000 Grabm?ler, über 2.000 Familiengr?ber, ungef?hr 500 Denkm?ler und Grabskulpturen sowie 23 Kapellen. Besonders ab dem 19. Jahrhundert wurde der Friedhof zur Ruhest?tte zahlreicher Künstler, Intellektueller, Kaufleute, Beamter sowie Politiker der Stadt.

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Der Haupteingang an der Mechnykowa Stra?e wird seit 1875 von einem Portal im neogotischen Stil gekennzeichnet. Dieses wurde aus Grabsteinen alter Grabdenkm?ler errichtet. Ein kleiner Platz dient zur Orientierung im Areal mit seinen 85 Sektoren. Im Südosten des Gel?ndes, am Fu? des Pohulyanka Hügels, schuf Rudolf Indruch den halbkreisf?rmigen?Friedhof der polnischen Verteidiger von Lemberg?(1921-1924), der den Gefallenen des polnisch-ukrainischen Milit?rkonfliktes von 1918-1920 gewidmet ist. Die geometrisch geformten Bereiche im Norden umfassen Grabst?tten und Monumente zu den beiden Weltkriegen. Weiter au?erhalb des Friedhofs liegt auf einer Anh?he das Mahnmal?Hügel des Ruhms?für die gefallenen Soldaten der Sowjetunion des Zweiten Weltkrieges.

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?ber die Jahrhunderte fanden auf dem Litchakiv-Friedhof Deutsche, Polen, Armenier, Ukrainer und nach 1945 auch Russen ihre Ruhest?tte. Die Kriegszerst?rungen im Zweiten Weltkrieg fielen auf diesem Friedhof gering aus. Im Jahre 1991 erkl?rte die Stadt die Beerdigungsst?tte zum Friedhofsmuseum. Die lange Geschichte des Litchakiv-Friedhofs kann in drei Abschnitte unterteilt werden, die sich in der jeweiligen Sprache der Inschriften widerspiegeln: Inschriften in deutscher Sprache dominieren in den Jahren 1786 bis 1830, Inschriften in polnischer Sprache in den Jahren 1830 bis 1945 sowie ukrainische und russische Inschriften nach 1945. Die Grabmonumente mit deutschen Inschriften befanden sich links des Eingangs der Nekropole, in den Sektoren 61 beziehungsweise 62. Nur sehr wenige Denkm?ler sind erhalten geblieben. Bei der Errichtung des Friedhofs wurden sogar polnische Namen in deutscher Schreibweise geschrieben. 1785 kam es zur Josephinischen Reform. Diese plante innerhalb von drei Jahren die Einführung des Deutschen als Beamtensprache in Lemberg. Der damalige Gro?teil der Bev?lkerung bestand aus polnischen und ukrainischen Bauern, die auf anderen Friedh?fen der Stadt ihre letzte Ruhe fanden. Von Beginn an wurden auf der Nekropole nur hohe Beamte, reiche Kaufleute und Bürger beerdigt. Teilweise wurden die Inschriften ?sterreichischer Beamter auch in lateinischer Sprache verfasst.

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Mit dem Ausbruch der polnischen Novemberaufst?nde 1863/64 ging die Dominanz der deutschen Sprache auf den Inschriften zurück. Mit dem Erhalt des Rechts auf Selbstverwaltung und der St?rkung des ?Polentums“ in Lemberg und Ostgalizien wurden auf den neuerrichteten Epitaphen und Monumenten immer mehr polnische Aufschriften sichtbar. Ab dem Jahre 1870 findet man nur noch Inschriften in polnischer Sprache. Viele Deutsche, ?sterreicher und Armenier, die der katholischen Konfession angeh?rten, ehelichten zu dieser Zeit polnische Bürger. Diese Ehen beschleunigten den Polonisierungsprozess betr?chtlich. Dies zeigte sich deutlich in den Endungen der Familiennamen. Im Plural der polnischen Sprache bekommt der Familienname bei Familiengr?bern die Endung ?–owie“. Auf diese Weise entstanden deutsch klingende Nachnamen wie beispielsweise Mayerowie, Weiglowie oder Schabingerowie.

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Mit der Entstehung der ukrainischen Sowjetrepublik geh?rte Lemberg 1945 zum ukrainischen Staatsgebiet und es kam zur Vertreibung der Polen aus Lemberg. Aus Lwów wurde Lviv. Dieser Wechsel spiegelt sich ebenso in den Inschriften der Grabm?ler wider. Diese sind ab diesem Zeitpunkt nur noch in ukrainischer oder russischer Sprache aufzufinden.

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Im Südosten des Litchakiv-Friedhofs liegen zwei Kriegsehrenfriedh?fe unterschiedlicher Geschichte. W?hrend des Ersten Weltkrieges war Galizien Schauplatz heftiger K?mpfe. Nach 1910 waren von den 206.000 Einwohnern Lembergs 19 Prozent Ukrainer. Als das Russische Reich und ?sterreich-Ungarn am Ende des Ersten Weltkriegs aufh?rten zu existieren, kam es zwischen Ukrainern und Polen zum Kampf um Lemberg und Ostgalizien. Vom 1. November 1918 bis 30. Juni 1919 k?mpften auf beiden Seiten vor allem sehr junge Menschen. Zu dieser Zeit existierte weder ein polnischer noch ein ukrainischer Staat. Bei den kriegerischen Auseinandersetzungen kamen 1.700 ukrainische Si? Schützen und 2.000 polnische Pfadfinder ums Leben. Die polnischen K?mpfe gegen die Bolschewiken in Ostgalizien dauerten bis 1923 an. Beide Kriegsehrenfriedh?fe sind Sammelfriedh?fe. Sie wurden am 24. Juni 2005 in Anwesenheit des ukrainischen und polnischen Pr?sidenten vor internationalem Publikum er?ffnet.

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Seit 1998 entstand vor dem polnischen Ehrenhain der ukrainische Kriegsehrenfriedhof. Auf der linken Seite der Granits?ule steht das symbolische Ehrenmal der?Gefallenen im Verteidigungskampf um die Stadt Lemberg 1918/1919. Das Monument besteht aus 41 Granitplatten mit goldenen Inschriften, die in einem Halbkreis angeordnet wurden. Darauf stehen die Namen von 239 gefallenen Soldaten. Die Inschrift lautet: ?Sie starben für den ukrainischen Staat“. Links existiert eine weitere Inschrift mit dem Satz: ?Als sie starben, l?uteten keine Glocken – niemand beweinte sie“. Die 14 Meter hohe Granits?ule wird vom Erzengel Michael gekr?nt, dem Schutzpatron Galiziens und dem K?mpfer für Gerechtigkeit. Von der Gedenks?ule führen Stufen hinab zu einer roten Kapelle. In dieser befindet sich die Urne des Pr?sidenten der Westukrainischen Volksrepublik (1918/19) Jevhen Petru?evi?. Gegenüber der Kapelle steht das Denkmal der K?mpfer der UNA. Auf dem Gebiet um die Kapelle liegen gefallene Soldaten des Konflikts in der Ostukraine. Neben den Gefallenen des jüngsten Konfliktes liegen K?mpfer der UNA beerdigt. Sowohl im Kampf gestorbene Soldaten, als auch an Altersschw?che gestorbene K?mpfer liegen auf dem Friedhof begraben. Sie werden als Helden im Kampf um die Nation der Ukraine angesehen. Jedoch wird die Rolle der UNA an ethnischen S?uberungen in der ?ffentlichkeit zunehmend kontrovers diskutiert und der Heldenmythos der UNA-Bewegung wird teilweise hinterfragt.

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Der polnische Kriegsehrenhain ?Kleine Adler“ ist vor allem den Gefallenen im Verteidigungskampf um Lemberg 1918 bis 1919 sowie den Gefallenen im Kampf gegen die Bolschewiken in Ostgalizien 1920 bis 1923 gewidmet. Die Rekonstruktion dieser 1971 von russischen Panzern zerst?rten Nekropole dauerte von 1989 bis 2001. 1921 wurde nach Pl?nen von Rudolf Indruch der Bau begonnen. Die Fertigstellung dauerte bis 1939. Der polnische Kriegsehrenhain blieb im Zweiten Weltkrieg wie der restliche Litchakiv-Friedhof unversehrt. In der Nachkriegszeit versuchten ukrainische Sowjets, jegliche Spuren der polnischen Vergangenheit in Lemberg zu vernichten. So kam es zur Zerst?rung des Friedhofs am 25. August 1971. Dabei fuhren russische Panzer über die Grabm?ler. Auf 300 Gr?bern, die sich im Osten des Ehrenhains befanden, wurden eine Asphaltstra?e errichtet. Das Gebiet des Kriegsfriedhofs wurde bis zum Fall des Eisernen Vorhangs als st?dtische Mülldeponie genutzt. Nach langen Verhandlungen in den Neunzehnhundertneunziger Jahren kam es durch polnische Finanzierung zur Rekonstruktion des Friedhofs. Die Gr?ber unter der Asphaltstra?e wurden exhumiert und im November 1998 erneut feierlich bestattet. Diese Grabm?ler sind um die Kapelle angeordnet. Auf dem polnischen Kriegsfriedhof sind insgesamt 2.859 Kinder, Jugendliche, Frauen, Zivilisten, Soldaten und Offiziere beerdigt.

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  1. ?ffnungszeiten: t?glich 10:00 - 18:00 Uhr
  2. Eintrittspreise: 25 UAH/ 15 UAH
  3. Adresse: Metschnikowa-Stra?e 33
  4. Telefon: (032) 275-54-15
  5. Web:?www.lviv-lychakiv.ukrain.travel

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Literatur

  • Hofer, A.; Leitner, E.; Tscherkes, B.: Lemberg. Architektur & Stadt. 100 Bedeutende Bauwerke, Wien 2012.
  • Kleveman, L.: Lemberg: Die vergessene Mitte Europas, Berlin 2017.
  • Klijanienko-Birkmann, A.: Lemberg. Das kulturelle Zentrum der Westukraine, Berlin 2015.
  • Prokopovych, M.: Habsburg Lemberg. Architecture, Public Space, and Politics in the Galician Capital, 1772-1914, West Lafayette 2009.

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