Verleihung des Thomas A. Herz-Preises für qualitative Sozialforschung
Auf ihrem diesj?hrigen Kongress vergab die Deutsche Gesellschaft für Soziologie den renommierten Thomas A. Herz-Preis für qualitative Sozialforschung an den im Sommer 2021 verstorbenen Augsburger Soziologen PD Dr. Sa?a Bosan?i? (Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakult?t, Institut für Sozialwissenschaften). PD Dr. Sa?a Bosan?i? erhielt den Preis posthum für seine an der Augsburger Universit?t verfassten Studien zum wesentlich von ihm im deutschsprachigen Raum entwickelten sozialwissenschaftlichen Ansatz der Interpretativen Subjektivierungsanalyse. "Es handelt sich dabei um einen hervorragenden und wegweisenden empirischen sowie theoretisch-methodologische Beitrag, der bereits in den vergangenen Jahren sein Anregungspotential für die qualitative Sozialforschung im deutschsprachigen Raum unter Beweis gestellt hat. Seine Anwendungsm?glichkeiten beschr?nken sich keineswegs auf den europ?ischen Kontext, sondern sind auch für au?ereurop?ische Gesellschaftskontexte von hoher Relevanz", erl?utert Prof. Dr. Reiner Keller, Lehrstuhl für Soziologie. Nach dieser originellen und innovativen Dissertations-Studie unternahm Sa?a Bosan?i? in den folgenden Jahren im Rahmen mehrere Fachbeitr?ge und insbesondere in seiner an der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakult?t im Fach Soziologie erfolgreich eingereichten Habilitationsschrift mit dem Titel ?Wissen, Selbst und Gesellschaft. Die Forschungsperspektive der Interpretativen Subjektivierungsanalyse“ eine systematische theoretisch-methodologische Grundlegung dieses Ansatzes als Forschungsprogramm. Daneben ist vor allem die durch ihn initiierte, 2018 erfolgte Gründung des intersektionalen Arbeitskreises Subjektivierungsforschung (Sektionen Biographiefoschung und Wissenssoziologie der DGS) hervorzuheben. Daraus ist eine Buchreihe im Verlag Springer VS hervorgegangen, die von Sa?a Bosan?i? und weiteren Kolleginnen und Kollegen verantwortet wird bzw. wurde. Eine Ver?ffentlichung der Habilitatiosnschrift soll im Frühjahr 2023 erfolgen. Der Thomas A. Herz-Preis für qualitative Sozialforschung wurde von Claudia und Trutz von Trotha gestiftet und ist mit 5.000 Euro dotiert. Mit dem Preis werden seit 2014 alle zwei Jahre jeweils zwei Preist?gerinnen und Preistr?ger geehrt, deren soziologische Arbeiten einen innovativen Beitrag zur qualitativen Sozialforschung und zur empirisch fundierten Theoriebildung leisten. Auf dem Bielefelder Kongress im September nahm ihn stellvertretend für die Familie Prof. Dr. Reiner Keller entgegen und würdigte den Preistr?ger und seine Arbeiten in einer kurzen Dankesrede. Das Preisgeld wurde als Spende an arbeiterkind.de weitergeleitet, denen PD Dr. Sa?a Bosan?i? sehr verbunden war. PD Dr. Sa?a Bosan?i? studierte Soziologie an der Universit?t Augsburg. Danach war er seit 2006 Mitarbeiter am hiesigen Lehrstuhl für Soziologie, zuletzt seit 2020 als Akademischer Oberrat a. Z. Die Promotion erfolgte 2014, die erfolgreiche Habilitation im Jahre 2020. Am 14. Juli 2021 verstarb er nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 43 Jahren.
Entfaltet wird die Interpretative Subjektivierungsanalyse vor dem Hintergrund der in Augsburg entstandenen und 2014 ver?ffentlichten Dissertation zur ?Subjektivierung ungelernter Arbeiter“. In dieser empirischen Untersuchung befasste sich PD Dr. Sa?a Bosan?i? damit, ob und wie ungelernte Arbeiter sich das vielfach diskutierte Konzept des ?unternehmerischen Selbst‘ (U. Br?ckling) zu eigen machen, und wie sie sich dazu verhalten. Der Begriff der ?Subjektivierung“ entstammt dem Kontext der sozialwissenschaftlichen Diskursforschung, und hier insbesondere den Arbeiten von Michel Foucault sowie der in Augsburg entwickelten Wissenssoziologischen Diskursanalyse.