BZeFK-Workshop: Transfer beginnt in der Praxis
Wie kann der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft besser gelingen? Dieser Frage gingen rund 30 Expert:innen aus Politik, Praxis und Wissenschaft beim
Transfer-Workshop des
Bayerischen Zentrums für Friedens- und Konfliktforschung (BZeFK) am 13./14. Oktober in Augsburg nach. ? Transfer ist kein linearer Prozess, der bei wissenschaftlichen Erkenntnissen beginnt und dann unidirektionale Wissensverteilung über die Grenzen des Wissenschaftssystems hinaus betreibt, sondern ein wechselseitiger Austausch mit vielen Facetten. Dies war der Grundtenor des Abschluss-Workshops des vom BMFTR gef?rderten ?Bayerischen Zentrums für Friedens- und Konfliktforschung: Deutungsk?mpfe im ?bergang“ (BZeFK), in dessen Mittelpunkt die vielf?ltigen Erfahrungen, aber auch Herausforderungen und Zukunftsperspektiven des Transfers im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung standen. Rund 30 Praktiker:innen, Wissenschaftler:innen und Politiker:innen diskutierten über die Zusammenarbeit von Transferbeteiligten, über geeignete Formate und Institutionen, um wissenschaftliche Expertise für die Gesellschaft relevant und verfügbar zu machen. Konkrete Impulse dafür lieferte unter anderem eine Keynote von Prof. Dr. Sebastian Büttner (Transfer Unit Wissenschaftskommunikation der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften), in der er den Transferbegriff aus der Perspektive der Wissenschaftsforschung beleuchtete. Bereits im ersten Panel des Workshops wurde deutlich, dass Transfer keine Einbahnstra?e ist. Dort formulierten Vertreter:innen aus Politik und zivilgesellschaftlicher Praxis zentrale Erwartungen an die Wissenschaft und den Transfer. Eine Teilnehmerin aus der Praxis brachte es in Richtung der anwesenden Wissenschaftler:innen so auf den Punkt: ?Ohne uns w?rt ihr aufgeschmissen.” Denn aus der Praxisperspektive setzt erfolgreicher Transfer voraus, dass die Wissenschaft wei?, welche Bedarfe vor Ort bestehen, wie Wissen aufbereitet werden muss und welche Formen des Austauschs wirklich produktiv sind. Wie vielf?ltig Transfer dabei sein kann, zeigten die Beispielprojekte aus dem Forschungsverbund BZeFK selbst: Vorgestellt wurden künstlerische Interventionen zur Erinnerungskultur sowie eine gemeinsam mit Studierenden konzipierte Ausstellung. Gerade dort, wo experimentiert wurde, entstanden produktive Spannungen und neue Formen der Kooperation und des Transfers. Daran anschlie?end verdeutlichte der Roundtable zu Deutungsk?mpfen, dass Transfer immer auch mit Auseinandersetzungen um Bedeutung und gesellschaftliche Relevanz des Wissens einhergeht – und somit selbst Teil jener Konflikte ist, die in der Friedens- und Konfliktforschung untersucht werden. Auch die institutionelle Ebene spielt für den Transfer eine zentrale Rolle: Vertreter:innen der Friedensakademie Rheinland-Pfalz, der Bayerischen Wissenschaftsallianz für Friedens-, Konflikt- und Sicherheitsforschung, des Transferzentrums Frieden Augsburg sowie der Forschungsverbünde TraCe und BZeFK berichteten, welche Transferstrukturen etabliert werden konnten, um mit spezifischem Wissen bestimmte Praxisfelder zu erreichen. Die Auseinandersetzung mit Transfer blieb jedoch nicht bei Praxisbeispielen stehen. Begrenzte Ressourcen, unterschiedliche Logiken von Wissenschaft und Praxis sowie der Wunsch nach messbarer Wirkung stellen zentrale Herausforderungen dar. Gerade dort, wo unterschiedliche Perspektiven aufeinandertrafen, entstanden dabei die lebendigsten Diskussionen – jenseits der oft gezogenen Grenze zwischen Wissenschaft und Praxis: Ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Frieden und Konflikten ohne Transfer überhaupt denkbar? Welche normativen Positionierungen sind mit Transfer verbunden? Und wie stark sind die jeweiligen Perspektiven disziplin?r gepr?gt? Der Workshop endete bewusst offen mit einem Panel zu Fragestellungen, Themen und Ideen für zukünftige Kooperationen und zu weiteren Formaten des Austauschs. So gingen die Teilnehmer:innen mit neuen Fragen, aber auch neuen Erkenntnissen und der Aussicht auf mehr Transfer auseinander. Für die n?chsten Koordinations-Schritte steht der Arbeitskreis ?
Wissenschaft und Praxis“ der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) zur Verfügung.