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Pressemitteilung 2/19 - 02.01.2019

Verleihung der Wissenschaftspreise 2018

Exzellente Nachwuchsforschung aus Wirtschafts- und Geschichtswissenschaft und aus der Physik

Augsburg/KPP – Aus der Geschichts- und der Wirtschaftswissenschaft und aus der Theoretischen Physik stammen die drei Dissertationen, die 2018 mit den drei – jeweils mit 1500 Euro dotierten – Wissenschaftspreisen der Stiftung der Universit?t Augsburg ausgezeichnet wurden. Bei aller Verschiedenheit ihrer Disziplinen, Themen und Methoden verbindet sie eines: Wie sie die Forschung in ihrem Fachgebiet voranbringen und wie sie für weitere Forschungsfortschritte neue Grundlagen bieten und Impulse schaffen, zeugt von ihrer herausragenden wissenschaftlichen Qualit?t.

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Dr. Matthias Menter:
Picking the Winners – Public Policy Strategies for Knowledge-Based Economies
Gutachter: Prof. Dr. Erik Lehmann, Lehrstuhl für Unternehmensführung und Organisation

Dr. Matthias Menter befasst sich in seiner Dissertation mit der Effektivit?t und Effizienz selektiver staatlicher Politikma?nahmen zur F?rderung von Innovationen, Unternehmensgründungen und des Wissenstransfers. Von Politik und Wissenschaft wird stets ein Mangel an empirischer Evidenz wirtschaftspolitischer Ma?nahmen kritisiert. Die zu erwartenden positiven Effekte der Ziele solcher Ma?nahmen stehen gewisserma?en von vorneherein fest, ihre Quantifizierung oder gar eine Beobachtung etwaig negativer Effekte findet praktisch nicht statt. Menter greift diese Kritik und den mit ihr einhergehenden Ruf nach einer evidenzbasierten Wirtschaftspolitik auf. ?Durch die Anwendung neuer Methoden und ?konometrischer Verfahren der Evaluationsforschung gelingt es ihm, zu einem besseren Verst?ndnis der Wirkung wirtschaftspolitischer Initiativen beizutragen“, betont sein Gutachter Prof. Dr. Erik E. Lehmann.

Menter setzt sich nicht nur kritisch mit g?ngigen wirtschaftspolitischen Ma?nahmen auseinander, sondern zeigt auch Alternativen zum linearen Innovationsmodell traditioneller Ans?tze auf. So stellt er etwa der F?rderung strukturschwacher Regionen oder der generellen F?rderung von als zukunftstr?chtig definierten Branchen den Ansatz des ?Picking the Winners“ (Auswahl von Gewinnern) gegenüber, der darauf basiert, dass die zu f?rdernden Einheiten – Regionen, Cluster oder auch Universit?ten – in einen Wettbewerb um die staatlichen Subventionen treten. Ein solcher ?Beautycontest“ soll als marktlicher Mechanismus die Nachteile eines hierarchischen Vergabeverfahrens staatlicher Hilfen beseitigen.

Der Spitzencluster-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Exzellenzinitiative des Bundes und der L?nder sind Beispiele für den "Picking the Winner"-Politikansatz. An ihnen zeigt Menter, dass sich eine selektive staatliche F?rderung auf wettbewerblicher Grundlage durchaus positiv auf die Neugründungsrate und das regionale Wachstum auswirkt. Die Effektivit?t der Ma?nahmen für die gef?rderten Institutionen oder Regionen sowie die Erreichung der mit der Subvention verfolgten Ziele lassen sich best?tigen.

Menter weist aber auch adverse Effekte, negative Auswirkungen also nach, die dazu zwingen, die Effizienz der Ma?nahmen zu hinterfragen. So führt die erfolgreiche F?rderung einer ausgew?hlten Region in den direkt benachbarten Regionen zu einem signifikanten Rückgang der Wirtschaftskraft und Wettbewerbsf?higkeit, insbesondere auch im Vergleich zu nicht gef?rderten Regionen, auch wenn diese nicht in der Nachbarschaft zu gef?rderter liegen. Wurde bisher unterstellt, dass die F?rderung ausgew?hlter Regionen zu Spillover-Effekten, zu positiven Auswirkungen also auch auf die Nachbarregionen führt und somit als Rechtfertigung für die F?rderung bereits erfolgreicher Regionen dient, ist diese Annahme aufgrund der Ergebnisse, zu denen Menter kommt, zumindest kritisch zu hinterfragen.

Menters Studie mahnt also zur Vorsicht vor unbeabsichtigten adversen Effekten. Sie sollte Ansto? sein für eine Diskussion über m?gliche Kompensationsformen, die verhindern, dass der "Picking the Winner"-Ansatz Ungleichheiten zwischen Regionen verst?rkt und verstetigt.

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Dr. Christopher Schliephake
Sikander‘s Footsteps: Literature of Travel, Exploration, and the (Trans-)Cultural Memory of Alexander the Great along the North-West Frontier of British India
Gutachter: Prof. Dr. Gregor Weber, Lehrstuhl für Alte Geschichte

Dr. Christopher Schliephake geht in seiner Doktorarbeit der kulturellen Erinnerung an Alexander den Gro?en entlang der sogenannten ?north-west frontier“ Britisch-Indiens in der Zeit zwischen 1780 und 1920 nach. Er untersucht, wie sich britische Entdecker, Reisende, Soldaten und Wissenschaftler bei ihren Unternehmungen in dieser Region auf den makedonischen Feldherren bezogen und das Motiv, in seinen ?Fu?stapfen‘ zu reisen, aufgegriffen haben, um ihr eigenes Tun vor einem literarischen Publikum zu repr?sentieren.

Für britische Reisende in Alexanders Nachfolge waren diese kulturellen Aspekte bedeutsam, da sie den Beginn der Geschichte einer Region markierten, die Indien, das ?stliche Persien, Belutschistan und Sindh umfasste. Die Geschichte der Reisenden mit einer pers?nlich gef?rbten Alexanderrezeption bringt verschiedene Bereiche zusammen – Geographie/Kartographie, Diplomatie und milit?rische Unternehmungen, kulturelle und arch?ologische Nachforschungen und koloniale Kultur- und Identit?tspolitik. Anhand ausgew?hlter Beispiele zeigt Schliephake Alexanders Bedeutung für die ideologische und praktische Ausgestaltung des britischen Empire in Zentralasien auf, um zugleich die Rolle von Reise- und Entdeckungsliteratur für Prozesse der Antikenrezeption zu reflektieren.

Besonders mit der Frage, warum Alexander für britische Reisende ein attraktives Geschichtsmodell und ein neues Paradigma neben dem r?mischen Reich bot, betritt Schliephake Neuland: Man sah in Alexander dem Gro?en einen ?Europ?er“, der erstmals westliche Zivilisation und Kultur in den Osten gebracht habe. Zudem boten die antiken Quellen die nahezu einzigen Informationen über eine bislang kaum von Europ?ern bereiste Gro?region. Mit Iskander bzw. Sikander – so die arabisch-persische Form des griechischen Namens Alexander – stie?en die Reisenden freilich auf einen anderen Alexander als auf denjenigen aus der bekannten ?berlieferung, zumal indigene Gruppen sich sogar als seine direkten Nachfahren verstanden.

Schliephake zeigt, dass die britische Alexander-Rezeption auf einem immensen Vertrauen in die Textüberlieferung und auf einer eurozentrischen Sichtweise basierte, dass aber der Kontakt mit indigenen Traditionen zu Sikander auf die britische Erinnerung an Alexander zurückwirkte: Sie wurde zu einem multidirektionalen, intersubjektiven Ort der Verhandlung kultureller Identit?t, von dem aus die britische imperialistische Ideologie best?rkt oder herausgefordert werden konnte.

?Mit diesem theoretischen Blickwinkel, der Erinnerungs- und Identit?tsstudien, Literaturtheorie und Kulturgeschichte verbindet, leistet Christopher Schliephake in seiner Dissertation einen über die bisherige Forschung hinausweisenden Beitrag zur Konzeptualisierung antiker Rezeptionsgeschichte“, ist Prof. Dr. Gregor Weber überzeugt. Zugleich handle es sich um eine Grundlagenarbeit, die aufgrund ihrer Originalit?t und Innovation weiter anregend sein werde.

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Dr. Sebastian T?lle:
Spin-Ladungs-gekoppelter Transport in zwei- und dreidimensionalen Rashba-Systemen
Gutachter: Prof. Dr. Ulrich Eckern (Lehrstuhl für Theoretische Physik II)

Zur weiteren Erforschung spintronischer Ph?nomene, die in zwei- und dreidimensionalen metallischen oder halbleitenden Materialien mit starker Kopplung zwischen dem magnetischen Moment der Elektronen (?Spin“) und deren Bahn-Freiheitsgraden auftreten k?nnen und die ein gro?es Anwendungspotential u. a. für die Informationstechnologie haben, hat Sebastian T?lle mit seiner Dissertation einen signifikanten Beitrag geleistet.

Diese Spin-Bahn-Kopplung erm?glicht es, die magnetischen Eigenschaften von 新万博体育下载_万博体育app【投注官网】len und Halbleitern durch Anlegen und Messen einer Spannung oder eines elektrischen Stroms mithilfe elektrischer Methoden zu kontrollieren und auszulesen. Aufgrund dieser Kontrollm?glichkeit ergibt sich ein hohes Anwendungspotential, zum Beispiel in der Informationsspeicherung und -verarbeitung, bei der die Einstellungsrichtung des Spins einer Null oder einer Eins entspricht.

Ein besonders vielversprechender Effekt für die Realisierung zukünftiger spintronischer Bauelemente ist der bekannte Spin-Hall-Effekt. Bei starker Spin-Bahn-Kopplung werden die Ladungstr?ger beim Anlegen eines elektrischen Stroms senkrecht zur Stromrichtung abgelenkt, abh?ngig von der Orientierung ihres Spins: Es entsteht ein reiner Spinstrom senkrecht zum elektrischen Strom.

Ziel der Arbeit war eine detaillierte theoretische Behandlung verschiedener, experimentell relevanter Konfigurationen und die Berechnung der Koeffizienten, die die Kopplung von Spin- und Ladungsstr?men in Abh?ngigkeit von Materialparametern und als Funktion der Temperatur beschreiben.

Ausgangspunkt war eine modellhafte Beschreibung der jeweiligen Systeme. Darauf aufbauend wurden mithilfe einer mikroskopischen Theorie die gekoppelten Transportgleichungen für die Spin- und Ladungsverteilungsfunktionen hergeleitet. Zur L?sung dieser Gleichungen werden bestimmte Annahmen gemacht, die für die experimentell untersuchten Materialien realistisch sind. Es ist dabei entscheidend, sowohl den intrinsischen Beitrag zur Spin-Bahn-Kopplung (Rashba-Effekt) zu berücksichtigen, als auch extrinsische Beitr?ge, die mit Defekten in der Kristallstruktur zusammenh?ngen. Letztere sind durch den Herstellungsprozess bedingt. Die jeweiligen Rand- oder Anschlussbedingungen spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle.

Sebastian T?lles theoretische Rechnungen liefern nun eine einheitliche Beschreibung der gemessenen Widerstandskurven, einschlie?lich deren Temperaturabh?ngigkeit, in guter ?bereinstimmung mit experimentellen Befunden. Ihm ist damit ?eine wesentliche Erweiterung der Theorie Spin-Ladungs-gekoppelter Heterostrukturen gelungen, die nicht nur deutlich über bisherige ph?nomenologische Beschreibungen hinausreicht, sondern auch verschiedene Experimente überzeugend erkl?rt“, resümiert Prof. Dr. Ulrich Eckern.

Aus den H?nden von Vizepr?sident Prof. Dr. Peter Welzel (ganz rechts) erhielten (v. l.) Dr. Sebastian T?lle, Dr. Christopher Schliephake und Dr. Matthias Menter bei der Zentralen Promotionsfeier 2018 ihre Preisurkunden. Foto: Klaus Satzinger-Viel

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