Die wahren Kosten von Lebensmitteln
Warum wir zwischen sechs und 196 Prozent mehr für unsere Lebensmittel bezahlen müssten, wenn die tats?chlichen Kosten berücksichtigt würden. Was kosten uns Lebensmittel wirklich? Beziehungsweise: Ist der Ladenpreis, den wir für sie bezahlen, ihr wahrer Preis? Derjenige also, der auch alle Folgekosten mit ausweist, die bei ihrer Produktion entstanden sind und für die alle am Ende aufkommen müssen? Dieser Frage geht Dr. Tobias Gaugler am Institut für Materials Resource Management der Universit?t Augsburg in seinen Forschungen auf den Grund. 2018 erschien die Studie ?How much is the dish – was kosten uns Lebensmittel wirklich?“ Nun berechneten Gaugler und sein Team im Auftrag der PENNY Markt GmbH erneut die externen Kosten handelsüblicher Lebensmittel. Im Unterschied zu den aktuellen Lebensmittelpreisen zeichnen sich die ?wahren Kosten“ (?True Costs“) von Lebensmitteln dadurch aus, dass in diese auch Umwelt- und soziale Folgekosten eingehen, die bei der Herstellung der Lebensmittel entstehen. Sie werden von Lebensmittelproduzenten verursacht, aber aktuell – indirekt – von der Gesamtgesellschaft getragen. So zahlen die Verbraucher beispielsweise fu?r die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen; oder sie bezahlen mit der Wasserrechnung fu?r die Aufbereitung von Trinkwasser, welches aufgrund von Du?ngemitteln belastet ist. Mittels ?True Cost Accounting“ werden nicht nur die direkten Produktionskosten in den Preis eines Lebensmittels eingerechnet, sondern auch dessen Auswirkungen auf ?kologische oder soziale Systeme in Geldeinheiten umgerechnet. Diese Bilanzierung von Lebensmittelpreisen verdeutlicht welche Produkte und Produktionsformen sich langfristig wie auf die Gesundheit des Planeten und gleichzeitig den Geldbeutel der Verbraucher auswirken. "Unsere Untersuchungen offenbaren eine teils enorme Differenz zwischen den aktuellen Erzeugerpreisen und den wahren Kosten", resümiert Gaugler und erl?utert weiter: "Die h?chsten externen Folgekosten und damit gr??ten Fehlbepreisungen gehen mit der Produktion konventionell hergestellter Nahrungsmittel tierischen Ursprungs einher. Konventionell produzierte Fleisch- und Wurstwaren müssten auf Erzeugerebene dreimal so teuer sein, wie sie derzeit sind, die zweith?chsten Aufschl?ge müssten für konventionell hergestellte Milchprodukte erfolgen, die niedrigsten mit für Bio-Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs.“ Bei tierischen Produkten ist die H?he der externen Kosten v. a. durch die energieintensive Aufzucht der Nutztiere bedingt: Futtermittelanbau, Beheizung und Belüftung der St?lle sowie der Stoffwechsel der Tiere führen zu Austragungen von reaktivem Stickstoff und von Treibhausgasen sowie zu Energiebedarfen, die beutend h?her sind als bei pflanzlichen Produkten. Vergleicht man konventionelle mit ?kologischen Produktionspraktiken, führen vor allem der Verzicht auf mineralischen Stickstoffdünger sowie ein geringerer Einsatz von industriell produziertem Kraftfutter in allen untersuchten Lebensmittelkategorien zu geringeren externen Kosten und Preisaufschl?gen für ?kologische Produkte. Gaugler: ?Für viele negative Klima-, Umwelt- und Gesundheitsfolgen, die sich aus der Produktion von Lebensmitteln ergeben, kommen aktuell weder die Landwirtschaft noch die Konsumenten auf. Hier handelt es sich um eine Form von Marktversagen, der mit wirtschaftspolitischen Ma?nahmen begegnet werden müsste." Insbesondere Produkte aus konventioneller Nutztierhaltung müssten also deutlich mehr kosten, als dies aktuell der Fall ist. Weitere gravierende Folgen wie die gesellschaftlich-sozialen sozialen Auswirkungen von Antibiotikaresistenzen oder die ?kologischen Auswirkungen des Einsatzes von Pestiziden wurden in den Berechnungen nicht berücksichtigt. ? ?
Lebensmittel
Produktionsart
Preisaufschlag
Apfel
konventionell (bio)
8% (4%)
Banane
konventionell (bio)
19% (9%)
Kartoffel
konventionell (bio)
12% (6%)
Tomate
konventionell (bio)
12% (5%)
Mozzarella
konventionell (bio)
52% (30%)
Gouda
konventionell (bio)
88% (33%)
Milch
konventionell (bio)
122% (69%)
Fleisch (gemischt)
konventionell (bio)
173% (126%)
Kostentreiber Stickstoff
Unser Forscher